Türstockausbau
Eine weit verbreitete Art, Mundlöcher und Strecken in Holz auszubauen, ist der Türstockausbau. Dieser Begriff stammt aus dem Zimmermannshandwerk, dort ist der Türstock im Fachwerk das Konstruktionselement, an dem Haus- und Zimmertüren befestigt werden. Das Bauelement Türstock besteht aus zwei tragenden Ständern (bergmännisch: Stempel) und einem eingezapften beziehungsweise darüberliegenden Kopfriegel (bergmännisch: Kappe).
Die zwei gebräuchlichsten Arten der Türstöcke sind Deutscher und Polnischer Türstock, siehe obere Abbildung. Wer noch mehr Arten kennenlernen will, informiert sich in der Fachliteratur ([32]). Der Deutsche Türstock kann Lasten aus Firste und Stoß, der Polnische Türstock nur solche aus der Firste aufnehmen. Hat man sich bei der Auswahl vertan und es wirkt doch Seitendruck auf den polnischen Türstock, kann man das durch eine Kopfspreize direkt unter der Kappe etwas ausgleichen, wird aber nie die Tragfähigkeit eines Deutschen Türstocks erreichen. Ist in derauszubauenden Strecke wenig Platz und ein Stoß standfest (meist das Liegende), kann man halbe Türstöcke (mittlere Abbildung) einsetzen oder bei standfesten Stößen nur Kappen einbühnen oder auf Kappschuhe (siehe unten) setzen.
Die Türstöcke werden so eingebaut, daß die auf sie wirkende Kraft senkrecht zum Hangenden oder Firste in Richtung entgegen ihres Angriffs abgefangen und abgeleitet wird. In der Regel liegt die Kappe waagerecht und die Stempel stehen nahezu senkrecht (Lot und Wasserwaage!) mit etwas Sturz (ca. 1 Stammdurchmesser) nach unten außen. Der Abstand zwischen den Türstöcken wird je nach angreifendem Gebirgsdruck gewählt, dient der Ausbau nur zur Verhinderung gelegentlichen Steinfalls aus Firste und Stoß, werden die Türstöcke auf etwa 1,5 m Abstand gesetzt und dahinter verzogen. In stark druckhaftem Gebirge ist der Abstand kleiner bis hin zu vollem Schrot, das heißt einer am anderen. Damit bei einem schrägen Lastangriff auf einen Türstock dieser nicht gleich umfällt, werden die Türstöcke untereinander im Ansatzbereich Stempel/Kappe mit Bolzen gegeneinander verspreizt.
Beim Aufstellen eines Türstocks geht man folgendermaßen zu Werke:
- Sohle säubern und Bühnlöcher für die Stempel aushacken (nicht nur in den Dreck stecken! Bühnlöcher sind je nach Gestein etwa 10 cm tief und nicht viel größer als das einzubühnende Holz).
- Zuschneiden der Stempel, Schar oder Verblattung am Stempel anbringen.
- Aufstellen der Stempel, provisorisch etwas verkeilen, damit nichts wieder umkippt.
- Kappe abmessen und zuschneiden; bei deutschem Türstock: Verblattung schneiden.
- Kappe auflegen und gegen den Stoß dauerhaft verkeilen.
- Bolzen zum vorhergehenden Türstock abmessen, zuschneiden und einsetzen.
- First- und Stoßverzug einbringen.
Der Verzug ist aus Brettern oder dünnem Rundholz und liegt dicht am Gebirge und am Ausbau an. Geht das nicht problemlos, zum Beispiel wegen größerer Ausbrüche in Firste und/ oder Stoß, wird der Verzug am Ausbau angelegt und der dahinter befindliche Hohlraum mit Steinen oder Altholz ausgefüllt, damit eine kraftschlüssige Verbindung an das Gebirge erzielt wird. Ist der Verzug ordentlich hergestellt, geht kein Zollstock irgendwo dazwischen!
Wenn man den Hohlraum in der Firste nicht ausfüllen kann, weil etwa ein hoher Abbau darüber ist, macht man den Verzug aus nebeneinanderliegendem Rundholz (sogenannte Abrollung) und füllt darüber mindestens 0,5 m stückige Masse (keinen Dreck!) als Steinschlagpolster auf. Bei einem Steinschlag drückt es die Masse zusammen, Energie wird verbraucht und der Stein saust nicht durch den Verzug hindurch. Erwartet man eine starke Setzung des Gebirges auf den Ausbau (bei drückendem Gebirge, großplattig ablösenden Gesteinen wie Sandstein und Tonschiefer oder großen Ablösern) gestaltet man die Stempel an ihrem unteren Ende nachgiebig, indem man sie etwas anspitzt oder mehrmals durchbohrt. Wenn der Türstock stark belastet wird, gibt die so hergerichtete Sollbruchstelle nach und nicht etwa die Kappe. Der Ausbau setzt sich ein Stück, die Belastung sieht man am aufgefaserten Ende des Stempels („Elefantenfuß”, untere Abbildung).