Vorbereitung der Befahrung

Aus Handbuch
Version vom 8. Juli 2012, 21:23 Uhr von Matthias Becker (Diskussion | Beiträge)

(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die Vorbereitung der Befahrung wollen wir einmal in den technischen Teil und den „Verwaltungsteil“ trennen.

Zum technischen Teil gehört das Vorbereiten der Ausrüstung. Man tut dies ausreichend lange vor der Befahrung und plant genügend Zeit ein. Packt man erst, wenn die anderen bereits vor der Tür stehen, geht das in aller Regel schief. Zunächst kontrolliert man seine persönliche Grundausrüstung – Klamotten, Geleucht, Helm, Handschuhe, Notfallset und so weiter. Dann geht man die speziell für diese Befahrung erforderlichen Ausrüstungen durch. Nichts wird unbesehen in den Rucksack gefüllt, sondern alles kurz auf Funktionsfähigkeit geprüft. Je nach Dauer und Schwierigkeit der geplanten Befahrung sollte diese Funktionsprobe immer gründlicher vorgenommen werden, um nicht nach großem Aufwand kurz vor dem Ziel wegen mangelhafter Ausrüstung umkehren zu müssen. Es ist bei größeren Touren zweckmäßig, die geplanten Aktivitäten vorher „im Geiste“ durchzuführen und eine kurze Checkliste über die benötigte Ausrüstung aufzustellen. Auch die Reihenfolge des Verpackens sollte man mit dem Verlauf der Befahrung abstimmen, um nicht in der Grube unnötig umräumen zu müssen. Zur Ausrüstung gehören auch Wechselsachen, um sich nach der Befahrung etwas Trockenes anziehen zu können, und Telefonkarten, Groschen oder ein Handy für den Fall des Hilferufs oder die Rückmeldung.

Bei Erkundungen steht man immer vor der Frage, welche Ausrüstung erforderlich sein wird und welche man zu Hause lassen kann. Hier gilt, nach Murphy, daß man erstens alles zu Hause Gelassene wird brauchen können und alles Mitgenommene überflüssig ist und dass man sich zweitens auf diesen Satz nicht verlassen kann. Man kann sich damit trösten, daß es auf jeden Fall lustig wird.

Zum technischen Teil gehört auch die Vorbereitung der Befahrung in Hinsicht auf den Zweck der Tour. Risse und Akten werden studiert, wichtige Auszüge kopiert und wasserdicht verpackt mitgenommen (eventuell in Folie laminieren lassen – Copyshop). Man versucht, soviel als möglich Informationen zur Befahrbarkeit der Grube einzuholen: Verbrüche, Wasserstand, Zustand der Fahrwege allgemein, Erfordernis von Seiltechnik oder anderer spezieller Ausrüstung, Lage des und Situation um den Zugang. Anhand der Risse und Beschreibungen stellt man eine möglichst effektive Route zusammen: einfache und schnelle Wege, möglichst wenig Ausrüstung, Möglichkeit des Umgehens eventuell nicht mehr passierbarer Streckenabschnitte. Kennt man einen Zugang nur aus Beschreibungen, sucht man ihn zunächst ohne Befahrungskrempel auf.

Der „Verwaltungsteil“ besteht zunächst in den nötigen Absprachen mit den Befahrungsteilnehmern. Vorrangig ist das Befahrungsziel abzustimmen, damit sich jeder darauf vorbereiten kann. Es ist wenig effektiv, sich um zehn mit dem Rucksack zu treffen und dann zu beratschlagen, wo man um elf einfahren will. Es ist zu klären, wer welche Ausrüstungsgegenstände mitnimmt, wenn mehr als die persönliche Grundausrüstung benötigt wird. Eventuell sind noch Quellenarbeiten zu verteilen, gegebenenfalls irgendwelcher amtlicher Schriftkram zu bewältigen. Treffpunkt, Uhrzeit und Fahrmöglichkeiten sind abzustimmen.

Die Gruppenstärke wird sich meist von selbst ergeben: Alleinbefahrungen sind sehr riskant – ein kleiner Unfall oder Defekt in der Ausrüstung kann einen Alleinbefahrer vor immense Schwierigkeiten stellen, die in einer Gruppe nicht auftreten würden. Zu zweit oder zu dritt gibt es keine Möglichkeit, im Ernstfall Hilfe zu holen – ein Verletzer wird in der Grube nicht allein gelassen, und ein einzelner, möglicherweise noch unter Schock stehender Befahrer wird nicht durch die Grube geschickt, um Hilfe zu holen! In einem solchen Fall muß man sich darauf verlassen können, daß nach der Rückmeldezeit die Hilfe auch wirklich in Gang gesetzt wird! Von der Geschwindigkeit undLeistungsfähigkeit gerade bei schwierig zu befahrenden Strecken (Seiltechnik, Engstellen) sind jedoch Zweier- oder Dreiergruppen optimal. Vierergruppen sind bereits sehr langsam, jedoch vom Sicherheitsstandpunkt vorzuziehen. Fünfergruppen und mehr finden sich höchstens bei Mettenschichten oder arbeitsaufwendigen Bergungsaktionen sinnvoll zusammen. Ansonsten zerfallen sie früher oder später in kleinere Grüppchen und schaffen Chaos unter Tage, oder sie enden in Fress- und Saufgelagen vor, während und nach der Befahrung und nicht in sinnvollem Tun.

Unbedingt ist vor jeder Befahrung ein draußen Bleibender über das Befahrungsziel und die Rückmeldezeit zu informieren!

Dies ist die einzige sichere Möglichkeit, im Falle eines Unfalls eine Rettung auszulösen! Die Person muss den Zugang kennen und sicher finden können. Am günstigsten ist es, die geplante Befahrungsroute kurz zu skizzieren oder aufzuschreiben, wenn der Betreffende sich im befahrenen Revier nicht auskennt. Das Vorgehen nach Überschreiten der Rückmeldezeit sollte vorher abgestimmt werden – ist gleich großer Alarm auszulösen, oder soll erst einmal im kleinen Rahmen nachgesehen werden, wer sind die Ansprechpartner, wenn etwas nicht stimmt? Generell hält man die Rückmeldezeit nicht zu knapp, um falsche Alarme zu vermeiden.