An- und Abmarsch ohne Komplikationen
Nachdem die Packerei erledigt ist, geht es an’s Einfahren. Die Technik dazu ist nicht problematisch – man fährt, rutscht, kriecht halt hinein oder seilt sich ab – spannend ist in Sachsen eher die Überwindung der bürokratischen Hürden. Wie die Autoren ohne Reue zugeben, haben sie bis vor zwei Jahren und einem Tag selbst aktiv Schwarzbefahrungen durchgeführt. Ein paar interessante Aspekte zum Ein- und Ausfahren aus dieser Zeit seien an dieser Stelle aufgeführt, um dem wißbegierigen Publikum einen Einblick in die Materie zu gestatten.
Wird eine Befahrung geplant, ohne daß alle amtlichen Segen gesprochen sind, so gibt es hinsichtlich unerwünschter Begegnungen zwei besonders kritische Punkte: der Erste ist das Mundloch, der Zweite das Auto. Beide Punkte muß der Befahrer passieren, er kann also an diesen Stellen leicht abgepaßt werden. Das Mundloch ist dabei nicht zu vermeiden. Hier muß man durch, man kann lediglich die Verweilzeit so kurz wie möglich halten: Wasserzeug wird, wenn erforderlich, bereits vorher angelegt, Rucksäcke gepackt (ein Gepäckstück je Mann), ausreichend Elektrogeleucht, um zügig aus dem Mundlochbereich verschwinden zu können. Aufwendige Fummelei an Verschlüssen erledigt man vorher allein, in normalen Wandersachen und ohne Gepäck. Analoges gilt für den Rückweg. Das Auto ist weniger kritisch, hier kann man mit der Investition von etwas Zeit das Risiko fast ganz ausschließen, indem man nicht mit vollem Gepäck ein- oder aussteigt.
Ideal sieht eine Befahrung in einem gefährdeten Gelände dann so aus: Am nächstgelegenen Waldparkplatz werden, wenn sich dort niemand herumtreibt, drei Mann und vier Säcke ausgeladen, die im Wald verschwinden. Der Fahrer parkt das Fahrzeug allein im nächsten Dorf oder auf sonst einem unverdächtigen Platz und wandert unbeschwert in Richtung Treffpunkt, immer noch entfernt vom Mundloch irgendwo an einer Stelle mit guter Sichtdeckung. Dort sind unterdessen auch die Anderen und mit diesen sein Gepäck angekommen, man zieht sich um soweit erforderlich, die Passierbarkeit des Zugangs wurde in der Zwischenzeit ebenfalls allein von einem der Ausgestiegenen überprüft. Fertig angestrapst, geht’s zügig hinein, Klappe zu, Glück Auf! Bei der Ausfahrt das Spielchen andersherum: Einer schaut kurz raus, ob alles klar ist. Sieht er jetzt den Wald vor Grün nicht, sollte man versuchen, sich an einen zweiten Ausgang zu erinnern oder sich sonst etwas einfallen lassen. Wenn die Luft rein ist, geht es ebenso zügig zum Mundloch hinaus und zunächst wieder ein Stück ab in Sichtdeckung (Achtung, Geleucht schon vorher aus. Man sieht den Lichtschein nachts meilenweit und hat ohnehin Orientierungsschwierigkeiten, wenn man draußen erst ausschaltet und plötzlich im Finstern steht). Ab dort wie gehabt Umziehen, der Fahrer holt das Auto (leicht dreckig zwar, das kann nachts im Wald schon mal passieren) und holt Männer und Gepäck an vereinbarter Stelle ab. Sollte jemand am Auto warten und dumme Fragen stellen, kann er diese in Ruhe beantworten und zur Not alleine nach Hause fahren - ein anderer sammelt dann, telefonisch benachrichtigt, die restlichen Leute ein.
Wird man in einer Situation, in der man lieber allein wäre, durch Leute gestört, die einen zufällig sehen könnten, auch wenn sie nicht darauf aus sind, bleibt man einfach bewegungslos stehen und damit unauffällig – Bewegtes wird vom Menschen sehr schnell wahrgenommen, Unbewegtes bleibt viel länger unbeachtet.
Das geschildete Räuber-und-kein-Gendarm-Spielchen ist die Extremvariante und etwas zeitaufwendig, deswegen geht es nicht immer ganz so geheimnisvoll zu. Welches Risiko jeder eingeht, muß er selbst entscheiden - und daran denken, daß ein bekanntgewordener Zugang leider schnell für immer flöten geht.
Es versteht sich von selbst, daß in der Umgebung der Zugänge so wenig wie möglich zerstört und auch keine Spuren hinterlassen werden. Man tritt vorzugsweise auf Steine, Stacheldraht wird angehoben und unterkrochen, wenn sich keine Möglichkeit bietet, eine Stelle unauffällig als Verschluß auszubilden. Läßt es sich nicht umgehen, Gras und Planzenwuchs niederzutreten, kann man nach der Befahrung oft mit darübergedecktem Reisig den Flurschaden verdecken. Zäune lassen sich meist vorsichtig aushängen. Lassen sich Zerstörungen nicht vermeiden, plaziert man sie an versteckten Ecken. Etwaige defekte oder aufgebrochene Verschlüsse, die man an Mundlöchern vorfindet, restauriert man sorgfältig. Fehlen Vorhängeschlösser, ergänzt man sie durch geeignete Modelle und entfernt etwa vorhandene Reste der alten Schlösser. Derartiges ist selbstverständlich meldepflichtig (Wo denn? Anmerkung des einen Autors).
Unter Tage dagegen ist die Freiheit grenzenlos, wenn man nicht gerade zur Besuchszeit ein Schaubergwerk von hinten ansteuert, harmlose Wanderer aus dunklen Mundlöchern heraus unvermittelt anspricht oder unangemeldet in einem Keller auftaucht. Konflikte mit der Welt draußen kann es auch bei bestehender Wassernutzung geben, ist so etwas bekannt, vermeidet man Verunreinigungen weitestgehend.