Grubenwässer und Stäube: Anorganische Stoffe

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In den meisten Fällen zielte der Bergbau auf die Gewinnung von Metallen, deren Name sich ja auch vom griechischen „metallon“, Bergwerk, herleitet. Daneben betrieb man auch Bergbau auf Kaolin, Kalk, Salz, Kohle oder Flußspat und weitere nichtmetallische Verbindungen. In allen Fällen wird der gewachsene Gesteinsverband verletzt, und die Oberfläche der Grubenbaue wird mit Bedingungen konfrontiert, von denen sie vorher verschont blieb: Luftsauerstoff, Luftfeuchte, stehende Grubenwässer, in denen Bakterien das Grubenholz über eine Reihe von Zwischenschritten unter der Produktion von Essigsäure, Methan, Alkohol und Kohlendioxid zersetzen. Aus der durchwachsenen Humusschicht über Tage fließen Huminsäuren und konzentrierte Kohlensäure in großen Mengen durch Mikrorisse im Gestein hindurch, wo vorher nur eine langsame Zirkulation möglich war. Mit den Wässern werden wiederum organische Abfallstoffe eingeschwemmt, die neben dem Grubenholz Nährboden für Pilze sind, welche die abartigsten chemischen Verbindungen bilden und anreichern können und deren Fruchtkörper und Myzelfäden bei der Erweiterung von Mikrorissen kräftig mitwirken. So wird der Gesteinsverband angegriffen, eine Reihe der vorliegenden Verbindungen zersetzt sich. Besonders stark sind davon sulfidische Erze betroffen: Pyrit, Markasit, Chalkopyrit, Arsenopyrit (Arsenkies), Galenit (Bleiglanz). Neben den enthaltenen Metallen beziehungsweise deren Oxiden und sonstigen Verbindungen gehen auch die nichtmetallischen Bestandteile zum Teil in Lösung: es bilden sich verschiedene Säuren, schwer lösliche Bestandteile fallen wieder aus... Kurz, im Grubenwasser braut sich ein Cocktail aus chemischen Verbindungen zusammen, und mehr als jedes versalzene Quellwasser haben Grubenwässer den Anspruch auf die Bezeichnung Mineralwasser.

Die meisten dieser Verbindungen und Elemente sind einerseits als Körperbaustoffe und Spurenelemente nötig, haben aber bei exzessiven Genuß ihre Nebenwirkungen. Besonders verrufen sind die Schwermetalle und sonstigen Nebengruppenelemente. Eine Reihe von Metallen steht zudem im Verdacht, krebsauslösend und erbgutverändern zu sein [8].

Die Grenzwerte für Schwermetalle in Trinkwasser (in mg/l) sind gesetzlich festgesetzt worden: As (0,04), Pb (0,04), Cd (0,006), Cr (0,05), Hg (0,004), Zn (2) und werden in Grubenwässern meist übertroffen [8]. Eine Reihe von Metallen, die im Altbergbau häufig angetroffen werden, ist durch die typische Färbung zu erkennen, die sie Schlämmen und Sinterbildungen verleihen, vergleiche Kapitel 5.1.2.

Dagegen sind Gefährdungen durch Gesteinsstäube, wie Silikose oder durch uranhaltigen Quarzstaub mitverursachter Lungenkrebs, für die bergbauhistorische Forschung nicht typisch, da die relative Luftfeuchte meist zwischen 100 und 110 % schwankt (letzterer Wert besonders oft im Nackenbereich) und Stäube aus der Luft ausgewaschen werden. Etwas anders liegt die Sache bei ausgedehnten Abbauaktionen, die aber ebenso wie die Gefahren durch Schießgase nicht Thema dieses Hefts sind.