Schwefelwasserstoff, Schwefeloxide, Stickoxide
Schwefelwasserstoff, Hydrogensulfid H2S, ist ein im Altbergbau häufig anzutreffendes Gas, welches durch seinen Geruch nach faulen Eiern nachdrücklich auf seine Existenz hinweist (in Wirklichkeit riechen faule Eier nach Schwefelwasserstoff!). Es handelt sich um ein farbloses, brennfähiges und stark giftiges Gas. Zwischen 4,3 und 45,5 Volumenprozent bildet H2S mit Luft explosionsfähige Gemische, die Zündtemperatur liegt bei nur 270° [8]. Das Gas entsteht einmal bei Abbauprozessen organischer Stoffe (Grubenhölzer!), deren schwefelhaltige Aminosäuren der Eiweißstoffe von Fäulnis- und besonders Schwefelbakterien zersetzt werden, zum anderen werden bei der Zersetzung sulfidischer (schwefelhaltiger) Erze Schwefelverbindungen frei, die auch auf anorganischem Weg zur Bildung von H2S führen können.
Für Organismen ist Schwefelwasserstoff fast ebenso giftig wie Blausäure, die chemisch ähnlich gebaut ist und auf dem gleichen Weg wirkt - das Hämoglobin wird blockiert, dadurch die Sauerstoffzufuhr zum Gehirn unterbunden und somit das Atmungszentrum ausgeschaltet. Der MAKWert liegt bei 15 mg/m3. Luft, die nur 0,035% Schwefelwasserstoff enthält, wirkt bei längerer Einatmung lebensgefährlich, Luft mit mehreren Prozent H2S ist innerhalb weniger Sekunden tödlich [8].
Die Geruchsschwelle liegt sehr niedrig (0,1 ppm=0,15 mg/m3), also bei 1 % des MAK-Wertes, und ist ein zuverlässiger Indikator lange vor der Schädigungsgrenze. Doch tritt bei höheren Konzentrationen Abstumpfung ein, so daß die Gefahr nicht mehr wahrgenommen wird. Daher besondere Vorsicht an Stellen, an denen ein wahrgenommener Geruch nach Schwefelwasserstoff scheinbar wieder schwindet, obwohl sich die Verhältnisse in der Strecke nicht ändern! Als Merkzeichen kann hier beispielsweise die mehrfach aufgefallene Erscheinung dienen, daß in Strecken mit hoher H2S - Belastung die Nägel im Wasser befindlicher Fahrungsbretter weggefressen sind und der Schlamm schwarz ist, während dies in Strecken ohne H2S-Belastung in der Regel nicht der Fall ist. Vergiftungen mit kleineren Mengen Schwefelwasserstoff führt zu Schwindel, taumelndem Gang, Atemnot und nervösen Erregungszuständen, was noch bewußt registriert wird und als äußerstes Alarmsignal gelten sollte. Als Sofortmaßnahme bei einer vermuteten Vergiftung im Altbergbau kommt nur die rasche Überführung in frische Luft und dort eventuell künstliche Beatmung in Frage.
Bei der Verwitterung sulfidischer Erze (Arsenkies, Pyrit usw.) entstehen Schwefeloxide, der Sauerstoff wird verbraucht. An solchen Stellen riecht es intensiv „nach Schwefel”. Man sollte solche Stellen möglichst schnell passieren, da sich die Schwefeloxide, wenn auch eigentlich nicht giftig, mit der Lungenfeuchte zu Säuren umsetzen und in hohen Konzentrationen einiges Unheil anrichten kann.
Wesentlich gefährlicher, wenn auch auf dem selben Wege wirkend, sind übrigens Schießgase (die durch die chemische Umsetzung der Sprengstoffe entstehenden Gase), die verschiedene nitrose Gase (Stickoxide, Oxide des Stickstoffs) enthalten. Die bei der Umsetzung mit Wasser entstehenden Säuren sind viel stärker als schweflige Säure und wirken nicht nur sofort, sondern auch noch lange nach der Einwirkung zersetzend auf die Lunge. Nebenbei sind sie noch narkotisierend (Lachgas).