Fotodokumentation

Aus Handbuch
(Weitergeleitet von Die Fototour)
Wechseln zu: Navigation, Suche

Die fotografische Dokumentation ist oft die aussagefähigste und einleuchtendste. Als einzige Form der Dokumentation birgt sie die Möglichkeit, zu Hause mehr zu entdecken als in der Grube, weil man mehr erfaßt als man im Moment für wichtig hält und die ganze Vielfalt der Detailinformationen nebenbei mit erwischt. Allerdings bedingt ein dokumentarisch brauchbares Foto von unter Tage einigen finanziellen, technischen und persönlichen Aufwand. Von zudem noch schönen Fotos wollen wir hier erst gar nicht anfangen.

Die Fotoausrüstung

Prinzipiell kann man bei jeder Kamera auch unter Tage auf den Auslöser drücken, aus der Art der Motive fallen jedoch die ganz billigen Knipser heraus.

Es gibt unter Tage zwei große Gruppen von Motiven: die Nahaufnahmen von Tafeln, Stufen, Gedingezeichen, Lampennischen, einem gefundenen Krug oder Pumpenresten – dies sind die häufigsten, aber viel zu wenig fotografierten und oft dankbarsten Objekte! Dafür benötigt man eine Kamera, mit der man Objekte im Nahbereich (20 bis 80 cm) aufnehmen kann, was viele Sucherkameras schon überfordert. Bei diesen Motiven hat man dafür wenig Probleme mit der Beleuchtung und kommt oft mit den eingebauten Kamerablitz hin. Optimal für den, der sich auf solche Dinge konzentrieren will, und für die Erkundung ist eine wasserdichte Kompaktkamera, die man sich problemlos unter die Kutte stecken kann, mit der mindestens jedes zweite Bild gelingt und deren Bedienung den Rest der Befahrung nicht wesentlich aufhält.

Die anderen Motive sind räumlich ausgedehnte Objekte: Hornstatt mit Haspel, Ausbau einer Strecke, Weitungen und dergleichen. Hier bedingt die erforderliche Abbildungsqualität und Tiefenschärfe, die benötigte Brennweite und der ganze Beleuchtungszauber fast zwangsläufig eine Spiegelreflexkamera, mit der man dann aber auch die kleine Motive ordentlich aufnehmen kann.

Die Beleuchtung ist unter Tage ein Hauptproblem. In der Regel werden Blitzgeräte eingesetzt, die tageslichtfarbenes Licht geben. Magnesiumblitzlichter und die verbundenen Farbprobleme sind höchstens noch bei ganz großen Hohlräumen relevant. Die Lichtstärke eines Blitzlichtes wird durch die Leitzahl angegeben, die sich als Produkt aus Blende und möglicher Aufnahmeentfernung (in Metern) ergibt: Leitzahl 32 leuchtet mit Blende 8 bis 4 m Aufnahmeentfernung aus, mit Blende 5,6 bis rund 6 m. Die Leitzahl wird meist für DIN 21/ 100 ASA angegeben, aber man kann für einen DIN 24/ 200 ASA-Film dies als Faustformel für unter Tage ruhig annehmen, da die Stöße meist extrem lichtschluckend sind. Bei DIN 27/ 400 ASA kann man noch eine Blendenstufe zugeben. Die früher bei den hochempfindlichen Filmen problematische Körnigkeit bereitet beim heutigen Material für die normalen Aufnahmen keine Probleme mehr. Man sieht daraus, daß man mit einem Blitz unter Leitzahl 28 eigentlich nur an die kleinen Objekte rankommt, für die Aufnahmen größerer Hohlräumebenötigt man Leitzahl 40 und höher. Man kann sich aber auch durch Mehrfachblitze behelfen, bei Aufnahmen, bei denen es auf Tiefenwirkung ankommt (lange Strecken), wird man sowieso mehrere Blitze verteilen. Überbelichten wird man selten, da die meisten Blitzlichtgeräte eine Belichtungselektronik haben. Blitze bis etwa 800 Ws kann man auch selber bauen, Infos bei den Autoren.

Zum Betrieb der Blitzgeräte unter Tage wird man Batterien (Alkaline) verwenden müssen, wenn man sich nicht selber einen Spezialakku mit entsprechendem Adapter anfertigt. Die üblichen R6-Akkus bringen unter Grubenbedingungen (niedrige Temperatur) die zum Betrieb des Blitzlichtes erforderliche Spannung nicht oder nur für ein, zwei Blitze.

Für die Synchronisation mehrere Blitze untereinander verwendet man bei Aufnahmen aus der Hand Zweitblitzauslöser, die beim Auftreffen des Lichtes eines Blitzes den zweiten auslösen. Es ist dies aber eine wackelige Sache, mit einfachen Zweitblitzauslösern (die aber auch schon 40DM kosten, Fotohandel, Infos zum Selbstbau bei den Autoren) kann man Strecken ab 8 m nur unsicher überbrücken. Außerdem hat man stets Sichtkontakt zwischen dem Auslöseblitz (also auch dem Fotoapparat) und dem Zweitblitzauslöser herzustellen, was auf dem Bild dann störend wirken kann. Die elegantere Variante ist die Belichtung mit der Kamera auf einem Stativ und Dauerbelichtung, die Blitze werden bei offenem Verschluß der Reihe nach von Hand ausgelöst und dann der Verschluß wieder geschlossen. So kann man auch durch mehrfache Blitze einen großen Raum ausleuchten und andere Lichtquellen (Geleuchte) in gewünschter Stärke mit aufs Bild bekommen. Man muß halt "nur noch" das Stativ (Qualgestell) mitschleppen.

Als Objektiv ist für fast alle Fälle ein Weitwinkel (etwa Brennweite 28) geeignet. Nur bei langen Streckenabschnitten, die mit etwas Abstand aufgenommen oder wenn Objekte verzerrungsfrei abgebildet werden sollen, fährt man mit einer Normalbrennweite (zum Beispiel Brennweite 50) besser. So etwas weiß man aber meist vorher und muß deshalb nicht ständig zwei Objektive herumschleppen. Vom Objektivwechsel unter Tage wie von Zoomobjektiven ist aus Gründen des Drecks und der Feuchtigkeit abzuraten. Vor das Objektiv kommt ein billiger UV-Filter als Schutz der Vergütungsschichten und des Glases, weil es auch bei großer Vorsicht nicht ohne Schlammspritzer auf der Linse abgeht. Daß man auch alle anderen Fotoinstrumente und Materialien so gut wie möglich vor Wasser und Schmutz schützen muß, versteht sich von selbst (siehe auch Schutz gegen Wasser). Schon aus Gründen der jedesmal umständlichen Aus- und Einpackerei dauert eine richtige Fototour meist sehr lange.

Das Aufnahmematerial muß jeder nach seinem Geschmack wählen. Papierbilder sind einfach zu ordnen und schnell zu zeigen. Wird die Belichtung nicht ganz so genau getroffen, kann man vom Negativ in gewissen Grenzen doch noch ein gutes Positiv erhalten. Dias erfordern genaueres Arbeiten, wer ordentlich belichtete Dias erhalten will, macht von einem Motiv meist eine Serie von Aufnahmen mit veränderten Blendenstärken. Dafür sind Dias zunächst billiger. Papierabzüge von Dias sind problemlos zu erhalten, genauso wie ein Diapositiv vom Filmnegativ zu machen ist. Man suche sich jedoch für solche, meist teureren Fotoarbeiten einen solide, selbst arbeitenden Fotografen und teste erst einmal mit ein, zwei Aufnahmen. Im Großlabor erhält man schon beim Entwickeln normaler Papierbilder bei jedem neuen Versuch vom selben Negativ ein völlig anders gefärbtes und belichtetes Bild.

Es ist löblich, seinen Befahrungskrempel schon am Vorabend fertig und ins Auto gepackt zu haben. Nicht so mit dem Fotozeug, die Kamera sollte nach Möglichkeit frisch aus dem Warmen eingepackt werden – sonst sitzt man im Winter unter Tage erst mal eine halbe Stunde herum, bis das Objektiv wieder frei vom Beschlag ist. Wie es dann in der Kamera aussieht, weiß man dann aber immer noch nicht! Beschlägt die Kamera trotz aller Vorsicht, so nimmt man sie ruhig in beide Hände oder unter die Kutte und wärmt sie auf.

Das gute Bild unter Tage

Das Buch zu dieser Kapitelüberschrift ist leider noch nicht geschrieben. Bis dahin wird man mit unseren kurzen Ausführungen vorlieb nehmen müssen – und die Autoren sind keine ausgewiesenen Fotoexperten. Auf der anderen Seite ist das vielleicht gut so, sonst würde am Ende dem Heer von Bergbaufotografen in spe die ganze Kreativität verdorben.

Der Welt unter Tage mangelt es Kontrasten, wie sie über Tage üblich sind. Blauer Himmel, grünes Gras und schwarze Straßen sind selten, dafür gibt es alle Sorten Schwarz und Grau, Braun und vielleicht noch Ocker. Dieses Problem teilt sich die Unter-Tage Fotografie mit der Schwarz-Weiß-Fotografie, man muß den Mangel an farblichem Kontrast durch Arbeit mit Beleuchtungsstärken und Schatten kompensieren. Einschlägige Tips gibt es in den Fotobüchern der Schwarz-Weiß-Fotografie. Das mag auch ein Grund dafür sein, daß Schwarz-Weiß-Aufnahmen unter Tage häufig interessanter wirken als Buntbilder. Bei der Dokumentation von Wismut-Einrichtungen mit Schwarz-Weiß-Fotos erzielt man übrigens verblüffend authentisch wirkende Aufnahmen! Jedoch darf das Ziel der Dokumentation nicht der Effekthascherei geopfert werden, das Aufnahmematerial muß je nach Zweck der Dokumentation gewählt werden.

Diffuses Licht fehlt unter Tage zunächst völlig, man hat nur gerichtetes Punktlicht zur Verfügung. Die Perspektive in der gewohnten Form von Fluchtlinien und nach hinten kleiner werdenden Gegenständen kommt nur selten zur Wirkung, weil räumlich hintereinander angeordnete gleichartige Gegenstände und gerade Linien oft fehlen. Das hat man zu berücksichtigen, um ein brauchbares Foto zu erhalten.

Kleinere Objekte (Tafeln, Stufen, kleine Funde) beleuchtet man mit Seitenlicht unter rund 30 bis 60° von schräg oben. Mit einem Frontalblitz ist auf den Fotos häufig nur ein Fleck zu sehen, der durch den Seitenblitz erzeugte Schatten hilft dem Betrachter, sich das räumliche Objekt vorzustellen und läßt zum Beispiel auch versinterte Schriftzüge lesbar werden. Zudem hilft ein Winkel von 15° bis 20° zwischen Kamera und Blitz gegen Nebelschwaden auf dem Bild. Der Blitz muß nicht weit von der Kamera entfernt sein, mit einem üblichen, meterlangen Kabel kommt man gut hin. Bei Kompaktkameras geht das natürlich nicht, hier muß man mit dem eingebauten Blitz leben oder einen seitlichen Blitz mit einem Zweitblitzauslöser zünden. Es empfiehlt sich oft, einen Größenvergleich mit abzubilden (Geologenhammer, Hand, gestreckter Mittelfinger, ...).

Auch bei allen anderen Fotos achte man darauf, das Licht nahe der Kamera leicht von oben kommen zu lassen, es ergibt sonst einen unnatürlichen Ausdruck. Je weiter Blitzlicht und Kamera auseinanderrücken, desto besser helfen die Schatten dem Bild einen räumlichen Eindruck zu verleihen, übertriebene Schlagschatten sehen aber auch wieder schlecht aus. Personen, die sich auf dem Bild befinden, helfen als Größenvergleich und erschließen dem Betrachter die Perspektive und Orientierung des Bildes. Das geht besonders gut, wenn sie zugleich Lichtquelle sind (Geleucht, aber nicht frontal mit dem Elektrogeleucht in die Kamera schauen!). Sie können außerdem als Halterung und Versteck für die Zweitblitze dienen, welche sonst, auf dem Boden liegend, durch zu hohe örtliche Beleuchtungsstärken direkt vor dem Blitzlicht unangenehm auffallen. Bei „heißen“ Aufnahmen die Leute besser von hinten fotografieren...

Hat man kein diffuses Licht zur Verfügung, ergeben sich Schlagschatten, also völlig schwarze Flecken. Das kann man durch indirektes Blitzen vermeiden (gegen die Firste oder einen Stoß), dabei büßt man aber derart an Lichtstärke ein, daß man größere Motive fast nicht mehr ausleuchten kann. Abhilfe schaffen auch hier Mehrfachblitze von unterschiedlichen Stellen aus aufs selbe Objekt.

Die Fototour

Will man keine Enttäuschung erleben, muß man ganz deutlich zwischen zwei Arten der Fotografie unterscheiden: der schnellen Dokumentation bei der Erkundung und „richtigen“ Aufnahmen für Veröffentlichungen oder systematische Dokumentationen. Beide haben ihre Berechtigung!

Werden bei der Erkundung nebenbei rasche Belegfotos gemacht, bei denen die „künstlerische“ Komponente gegen die nötige Geschwindigkeit zurücktreten muß, um dem Befahrungsziel gerecht zu werden, sollte es für die letztgenannten Aufnahmen zum Selbstverständnis gehören, auf ästhetische Ansprüche bezüglich Bildschnitt, Beleuchtung und so fort Rücksicht zu nehmen. Eine ansonsten korrekte technische Zeichnung wird schließlich auch durch Fettflecke und Eselsohren entwertet. Das bedingt ungestörtes, ruhiges Arbeiten, und es empfiehlt sich, Fototouren immer separat durchzuführen und je Aufnahme einschließlich Ein- und Auspacken eine mindestens halbe Stunde zu rechnen! Damit ergibt sich eine Obergrenze von 8 bis 10 Motiven je Befahrung!