Patrone: Unterschied zwischen den Versionen

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Eine '''Patrone''' war eine unten verschlossene Papier-, Leder-, Holz- oder Blechröhre, in die das zum [[Bohren und Schießen|Sprengen]] eines Bohrlochs erforderliche Pulver eingefüllt wurde.  
 
Eine '''Patrone''' war eine unten verschlossene Papier-, Leder-, Holz- oder Blechröhre, in die das zum [[Bohren und Schießen|Sprengen]] eines Bohrlochs erforderliche Pulver eingefüllt wurde.  
  
''Patronen'' erfüllten mehrere Aufgaben. Sie fassten das Pulver zusammen und erleichterten so das Einbringen in das Bohrloch bei gleichzeitiger Verringerung der Gefahr der vorzeitigen Entzündung bei Pulverstreuung. Gleichzeitig bewirken sie einen Schutz vor Feuchtigkeit und eine genaue Portionierung des für den Schuss benötigten Pulvers.
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''Patronen'' erfüllten mehrere Aufgaben. Sie fassten das Pulver zusammen und erleichterten so das Einbringen in das Bohrloch bei gleichzeitiger Verringerung der Gefahr der vorzeitigen Entzündung bei Pulverstreuung. Zusätzlich bewirken sie einen Schutz vor Feuchtigkeit und eine genaue Portionierung des für den Schuss benötigten Pulvers.
  
 
Bei der Wahl des Materials gab es viele unterschiedliche Ansätze. Dabei war darauf zu achten, dass die Patrone dicht ist, das Bohrloch vollkommen ausfüllt, selber nicht zu viel Raum wegnimmt und wenig Kraft zum Zerreißen benötigt. Anfänglich wurden nur lederne oder hölzerne Patronen verwendet.
 
Bei der Wahl des Materials gab es viele unterschiedliche Ansätze. Dabei war darauf zu achten, dass die Patrone dicht ist, das Bohrloch vollkommen ausfüllt, selber nicht zu viel Raum wegnimmt und wenig Kraft zum Zerreißen benötigt. Anfänglich wurden nur lederne oder hölzerne Patronen verwendet.

Version vom 20. September 2012, 09:56 Uhr

Eine Patrone war eine unten verschlossene Papier-, Leder-, Holz- oder Blechröhre, in die das zum Sprengen eines Bohrlochs erforderliche Pulver eingefüllt wurde.

Patronen erfüllten mehrere Aufgaben. Sie fassten das Pulver zusammen und erleichterten so das Einbringen in das Bohrloch bei gleichzeitiger Verringerung der Gefahr der vorzeitigen Entzündung bei Pulverstreuung. Zusätzlich bewirken sie einen Schutz vor Feuchtigkeit und eine genaue Portionierung des für den Schuss benötigten Pulvers.

Bei der Wahl des Materials gab es viele unterschiedliche Ansätze. Dabei war darauf zu achten, dass die Patrone dicht ist, das Bohrloch vollkommen ausfüllt, selber nicht zu viel Raum wegnimmt und wenig Kraft zum Zerreißen benötigt. Anfänglich wurden nur lederne oder hölzerne Patronen verwendet.

„So ferne aber das Loch nicht trocken / sondern sich Wasser darinnen befindet / wie es denn offtmahls geschicht / daß das Wasser eines halben Fingers stark heraus laufft / so werden lederne Patronen gemacht / die sich ins Loch schicken / welche verwichset und wohl verpichet werden / darein thut man das Pulver / und füget den Pflock hinan / welcher zum Zünd-Loch in der Mitten der Länge durchbohret / oder ausgebrand / und handelt damit / wie oben gemeldet.“ (Roessler, B. (05))

Auch in der Churköllnische Bergordnung vom 02. Januar 1669 findet man eine Vorschrift für Steiger, die die Verwendung von hölzernen und ledernen Patronen beschreibt.

„An den Stroßen nun, darinn kein Schram, sondern alles aus dem Ganzen, oder da die Löcher mit Hölzernen, oder ledernen Patronen geladen, und das Ertz aus dem Wasser geschossen werden müßte, sollen die Steiger sonderlich gute Vorsichtigkeit mit Anweisung der Löcher halten, daß sie nicht zu stark oder zu schwach in die Stroße gebohrt, aller Enden auch, wo es geschehen und geschossen, die Schießpflöcke mit Schießblechen und Spränzen wohl verwahret werden, damit keine vergebene Arbeit angewendet, und das Pulver und Patronen unnützlich verspielet werde.“ (Wagner, T. (28))


Am gängigsten waren Patronen aus geleimtem Papier (Pappe), welches bei nassen Bohrlöchern vorher in Wachs oder Pech getränkt bzw. mit Leinölfirnis überzogen wurden und die ledernen Patronen ablösten. Die Patrone aus Pappe wurde 1689 vom Clausthaler Buchbinder Hanns Luft erfunden.

„So hat Anno 1698. Ein Buchbinder zum Clausthal, Hanns Luft, eine Probe von Papp, die er mit Leim oder Pech überstrichen, vorgezeiget, und berichtet, daß diese so gut und noch besser, als das Leder, die Feuchtigkeit von dem Pulver abhalten könne, maaßen er eine solche Patrone mit Pulver gefüllet, in einen Eimer voll Wasser 24 Stunden lang gehänget, und das Pulver noch trocken befunden habe.
Wie nun darauf der Versuch mit solchen Patronen von Papp gelungen: So hat man die ledernen abgeschaffet, und diese Art bei nassen Löchern eingeführet." (Calvör, H. (27))


Bei trockenen Bohrlöchern wurden die Patronen aus Papier auch direkt vor Ort durch den Bergmann gefertigt.

„In die trockenen Löcher, wenn dieselbe mit dem Wischer, …, ausgewischet sind, setzet man ungepichte Patronen von papier ein, die von dem Bergmann selbst über eine hölzerne Form geschlagen und mit brennenden Schwefel oder Harz zusammen gefügt werden.“ (Calvör, H. (27))


Anfänglich stand man wohl der Verwendung von Patronen beim Schießen skeptisch gegenüber und meinte, dass diese die Sprengwirkung minderten. Wahrscheinlich aber kam eine Minderung der Wirkung durch im Bohrloch verbliebene Hohlräume zustande.

„Es ist zu mercken / daß das Pulver / so bloß in das Loch komet / viel grösseren Trieb und Gewalt hat / als dieses so in einer Papierenen Patrone ist / welcher viel gebrauchet werden / will der ledernen geschweigen. Darum soll man in nassen Löchern auch desto mehr Pulver nehmen." (Roessler, B. (05))


Es wurde viel mit dem Material für die Patronen experimentiert. So kamen neben Leder, Holz, Papier und Pappe auch blecherne Patronen aus Zinn oder Eisenblech zum Einsatz.