Kerbholz

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Das Kerbholz (auch Kerbstock, Zählholz oder Zählstab ) war eine hölzerne Zählliste; um Abrechnungen und anfallende Berg- und Hüttenkosten fälschungssicher zu dokumentieren.

Meist wurde als Kerbholz ein längliches Brettchen (oder Stock) verwendet, welches mit entsprechenden Symbolen (meist Strichen und/oder Kreuzen) markiert wurde. Anschließend wurde der Stock längs gespalten, so dass beide Parteien je die Hälfte der eingeritzten Markierung auf ihrer Stockhälfte dokumentiert fanden. Wieder zusammengefügt zeigte sich, ob die beiden Hälften zusammengehörten oder ob nachträglich manipuliert worden war.

Im Bergbau wurden Kerbhölzer eingesetzt, um die tägliche Fördermenge, die Erzlieferungen an die Hütten, den Verkauf der gewonnenen Bodenschätze oder die Lohnzahlungen zu dokumentieren. So sah der Entwurf einer Bergordnung für das sächsische Bergrevier Berggießhübel Ende des 15. Jahrhunderts vor, dass zwei vertrauenswürdige Männer zur Erfassung der Fördermengen Kerben "...an ire kerbholczer schneiden und also mergkn, wie vil auß iczlicher gruben komen ist."
Hermann Löscher: Das erzgebirgische Bergrecht des 15. und 16. Jahrhunderts. Teil II, Erzgebirgische Bergordnungen und Bergfreiheiten sowie andere bergrechtliche und den Bergbau betreffende Urkunden des 15. Jahrhunderts. Urkundenbuch 2: 1481 - 1500, Freiberg 2003, Urkunde Nr. 750

Bei Agricola ist die Dokumentation der Fördermenge mittels Kerbhölzern dokumentiert („Die Fuhrleute fahren 30 oder 60 Erzfuhren hinab, die dann von den Gewerken abgeholt werden. Ihre Zahl verzeichnet der Steiger auf dem Kerbholz.“, (Agricola (01)) und in einem Holzschnitt dargestellt.

Auch bei den Bergämtern wurden anfänglich die anfallenden Bergkosten vom Geschworenen auf Kerbhölzern vermerkt und das entsprechende Gegenstück dem Steiger überlassen.
„Kerbholz … zwei gleich lange Holzstäbe, auf welche in älterer Zeit die Bergkosten angezeichnet wurden in der Weise, daß die beiden Stäbe, von denen der Geschworene den einen, der Steiger den anderen in Verwahrung hatte zusammengelegt und in das zusammengelegte Holz Einschnitte (Kerbe) gemacht wurden, die dann auf jedem der beiden Stäbe erkennbar waren und genau aufeinander paßten." (Veith (03))

Aus dem Anschneiden des Kerbholzes leitet sich der Begriff Anschnitt und die Redensart Kosten anschneiden ab.

,,Die Berg-Rechnungen wurden auf ein bis zwei Ellen langen Kerbhölzern angeschnitten, also dass jeder Schichtmeister seine Kerbhölzer auf dem Berg-Amt-Hause hatte; So viel nun derselbe berechnete, so viel schnitte derselbe auf das Kerb-Holz. Man kann sich leichte fürstellen, dass eine Rechnungs-Cammer einer Holz-Cammer ähnlicher gesehen, wenn so viel Kerbhölzer von ziemlicher Größe beysammen gelegen. Und von diesen hölzernen Registern heisset noch iezo die Ablegung der Rechnung, so die Schichtmeister auf dem Berg-Amt-Hausse verrichten, der Anschnitt.“ (Beyer(06))


Kerbholz war auch die Bezeichnung für einen Holzstab, der in der Berggerichtsbarkeit Verwendung fand.
Dieser Holzstab war mit dem Namen des Bergmeisters versehen und wurde den Bergleuten zugeschickt, wenn sie vor dem Bergmeister oder dem Bergamt erscheinen sollten.

„Kerbholtz, ist ein Stückgen Holtz eines qver Fingers breit, und ein Glied lang, darauff der Bergmeister seinen Nahmen brennet ,oder sonst zeichnet; das braucht er loco Citationis, wenn Er dergleichen einem Bergmann zuschicket, muss er darauff vor Ihm, oder in Berg-Ambt erscheinen.“(Schönberg(12))

Es werden insgemein zweyerlei Kerbhölzer geführet, weise und schwarze, das erste wird statt der Vorladung gebraucht, und wenn der Bergmeister einen Bergmann mit Gefängniss oder Gehorsam strafen will und ihm ein schwarzes Kerbholz giebt, muss er in die Custodie gehen.“
Johann Christoph Stößel: Bergmännisches Wörterbuch, Chemnitz 1779