Ganglagerstätte

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Abbildung 7: Bezeichnungen an einem Gang a) schwebender Gang, Schwebendes; b) flach einfallender Gang; c) steil einfallender Gang; d) saiger einfallender Gang; e) Einfallen; E) Erz; G) Gangart; H) Hangendes; L) Liegendes; M) Mächtigkeit; N) Nebengestein; S) Saalband (Übergang des Nebengesteins in die eigentliche Gangfüllung, oftmals geänderte Gesteinszusammensetzung gegenüber dem Nebengestein); T1, T2) Trümer
Abbildung 8: Bezeichnung der Gänge nach der Streichrichtung (üblich im Erzgebirge und anderen Gebieten, nicht zum Beispiel im Harz) Abbildung aus [12], Text nach [12] Stehende Gänge N-S bis NO-SW („hora 1 bis 3“) Flache Gänge N-S bis NW-SO („hora 9 bis 12“) Morgengänge NO-SW bis O-W („hora 3 bis 6“) Spatgänge O-W bis SO-NW („hora 6 bis 9“)
Abbildung 9: Verschiedene Lagerungsverhältnisse von Erzgängen in einem schematischen Blockbild Abbildung und Text aus [12] a) Mächtigkeitsschwankung auf Grund einer Verschiebung der benachbarten Gesteinsschollen (die Mächtigkeitsanschwellung gut vererzt: schwarz); b) nach oben auskeilender Gang; c) sich zertrümernder Gang (2 bis 3 Trümer); d) sich nach oben scharende Gänge, Scharkreuz gut vererzt (schwarz); e) Gangkreuz zweier gleich alter Gänge; f) Gangkreuz zweier verschieden alter, verworfener Gänge (1,2 Altersfolge, Pfeile Bewegungsrichtung des Nebengesteins), Gangkreuz gut vererzt (schwarz). Die Oberfläche zeigt die Lagerungsverhältnisse auf der Gangkarte.

Ganglagerstätten bilden den für das Erzgebirge häufigsten Lagerstättentyp, deswegen gehen wir etwas näher auf sie ein. Als Gang wird eine (gedachte) Spalte im Gestein bezeichnet, die durch ein anderes Gestein (Gesteinsgang) oder durch ein oder mehrere Minerale wieder aufgefüllt wurde (Gang im üblichen Sprachgebrauch). Der Ganginhalt wird auch als Gangmittel bezeichnet. Treten unterschiedliche Füllungen in einem Gang auf, ist meist eine zum Gang parallele Ablagerungsfolge erkennbar, auch wenn die Füllungen in der Regel stark untereinander durchwachsen sind.

Die Richtung der Gänge, also der Winkel zwischen der Gangebene und magnetisch Nord, wird als Streichen des Ganges bezeichnet. Weitere oft genannte Eigenschaften der Gänge sind die Mächtigkeit (die Dicke des Ganges senkrecht zur Gangebene) und das Einfallen (die Neigung der Gangebene gegen die Horizontale). Gänge können seiger (saiger), also senkrecht beziehungsweise mit ca. 85°-90° einfallen, sie können steil (ca. 85° bis 45°) oder flach (ca. 40° bis 15°) sein. Bei einem geringeren Einfallen spricht man von einem schwebenden Gang oder kurz vom Schwebenden. Sowohl Einfallen, Mächtigkeit wie auch das Streichen des Ganges können sich örtlich ändern. Das Gestein oder der Stoß im spitzen Winkel zwischen Gang und Horizontaler ist das Liegende, im stumpfen Winkel das Hangende des Ganges. Ist ein Gang in der Erstreckung der Gangebene teilweise oder vollständig durch „Zwischenlagen“ des Nebengesteins (etwa 1 m bis etwa 15 m) unterbrochen, obwohl es sich nach allen anderen Merkmalen um einen Gang handelt, spricht man von mehreren Trümern eines Ganges, sie werden oft nach ihrer Lage als „hangendes“ und „liegendes“ Trum bezeichnet (oder nach ihren Eigenschaften zum Beispiel als „hartes“ und „weiches“ Trum). Wird ein Gang im Gestein immer schmäler und verliert sich schließlich ganz, spricht man vom Auskeilen, ein über Tage anstehender (sichtbarer, vorhandener) Gang hat dort in seinem Ausbiß (zum Beispiel in einer Felswand). In Abbildung 7 sind diese Bezeichnungen näher erläutert, wobei die Lage- und Richtungsbezeichnungen natürlich nicht nur für Gänge, sondern auch allgemein für beispielsweise Gesteinsschichten oder Klüfte Verwendung finden.

Aus der Bedeutung der Gänge für den Bergbau resultiert auch eine Namensgebung für die Gänge. In Sachsen war zudem die Verknüpfung eines Namens und der Richtungsangabe als Benennung für einen Gang üblich: beim „Christoph Morgengang“ ist „Christoph“ der Name und „Morgengang“ die Richtungsangabe. Weitere Bezeichnungen siehe Abbildung 8. Auch für die Beziehungen zwischen den Gängen, die für deren Erzführung wichtig sein kann, gibt es besondere Bezeichnungen, siehe Abbildung 9.

Die Mineralisation der Gänge ist nach ihrer Entstehung unterschiedlich. Oft werden sich jedoch in einer Lagerstätte die Gänge in mehrere Gruppen gleicher Mineralisation einteilen lassen. Diese Gänge haben dann zumeist auch eine gemeinsame Entstehungsgeschichte, verlaufen in nahezu einer Streichrichtung und haben auch hinsichtlich ihrer Vererzung gleiche Eigenschaften – sie bilden eine Formation (oder Gangformation, so zumindest der historisch gewachsene Begriff. Heute ist er wissenschaftlich umstritten und es wird zunehmend der Begriff Assoziation verwendet).

Die Kenntnis dieser Zusammenhänge war für die Alten entscheidend, danach richteten sich auch die in der Grube getätigten Auffahrungen. Entsprechend ist zum Verständnis einer Grube und für eine zielgerichtete Forschung die Kenntnis der bebauten Gänge sehr wichtig.