Übertägige Hinweise auf Zugänge
Begibt man sich nun zu praktischer Suche ins Gelände, tut man dieses am besten während der vegetationsarmen Jahreszeit (Oktober bis April), möglichst bei leichtem Frost und Rauhreif ohne viel Schnee. Das hat folgende Gründe: die Vegetation schränkt die Übersicht, vor allem im Wald mit Unterholz, stark ein; bei Frost und Reif sieht man auswetternde Grubenbaue mit geringer Überdeckung am besten, da der Reif an diesen Stellen fehlt. Bei starkem Frost kann es vor allem morgens im ersten Licht zur Herausbildung von Dampfsäulen über ausziehenden Bauen kommen. Zur groben Orientierung hält man sich an die deutlichsten Zeichen früheren Bergbaus: Halden und Haldenzüge.
Um einen Stollen zu finden, verfolgt man den Haldenzug bis ins nächste Tal oder zu einem markanten Geländeeinschnitt und achtet dort auf grabenartige Vertiefungen und Wasseraustritte, wenn kein Mundloch zu finden ist. Eine Einkerbung (auch flach) mit davorliegender Halde am Hang und vielleicht gar noch austretender „Quelle” ist ein ziemlich sicherer Hinweis auf einen Stollen. Schächte sucht man auf Halden, indem man nach Einsenkungen (Schachtpingen) auf diesen sieht. Manchmal ist die Lage eines größeren Schachtes auch mit einem Stein markiert. Mauerreste sind ebenfalls eine Untersuchung wert, da mindestens seit dem 16. Jahrhundert Schächte oft mit Mauern statt Holz aufgesattelt wurden, das heißt man mauerte den Schachtkopf nach oben heraus, um die Halde in unmittelbarer Schachtnähe erhöhen zu können. Wurde die Halde abgefahren, stehen nur noch die Mauern einer Schachtaufsattelung mit ihrer typischen pyramidenstumpfartigen Form (Abbildung 67).
Um bereits ausgebaute, von anderen Befahrern gesicherte und getarnte Zugänge zu finden, bemüht man seinen eigenen inneren Schweinehund („Wie hätte ich das angestellt?”) und verläßt sich auf seine Inspiration.
Zuletzt noch für alle Unverklemmten der Hinweis auf die Wünschelrute (Abbildung 68). Seit Agricolas Zeiten für das Auffinden von Erz, Wasser und Hohlräumen immer wieder beschrieben, mit und ohne Erfolg genutzt, wissenschaftlich widerlegt und nicht totzukriegen, soll sie hier nicht unerwähnt bleiben. Das Prinzip ist aus der Abbildung erkennbar, wer's gern romatisch möchte, verwendet die konventionelle Astgabel aus Weide oder Hasel, nachts bei Neumond am Friedhof geschnitten, eher aufklärerisch Angehauchte biegen zwei Schweißdrähte um 90° und versuchen es damit. Die Methode verursacht keinen Flurschaden, hebt die allgemeine Heiterkeit und führt mindestens dazu, daß man sich eingehend mit dem Gelände befaßt.
Alle hier gegebenen Hinweise zum Aufsuchen der Zugänge können zum Erfolg führen, ersetzen jedoch nicht die schöpferische Auseinandersetzung mit den speziellen Gegebenheiten des bearbeiteten Reviers, wie zum Beispiel den aus Erfahrung gewonnenen Grundsatz, daß sich an eingezäunten Schachtpingen des jüngeren Bergbaus (etwa 1950 bis 1955) im Oberen Erzgebirge das Schürfen besonders lohnt... Die Arbeit im Gelände ist eine recht subtile Sache, die man am besten wochentags allein, in Ruhe und zu Fuß ausführt - nicht nur wegen der notwendigen Konzentration auf geringste Spuren früheren Bergbaus!