Abseilgeräte

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Beim Abseilen wird die potentielle Energie des Befahrers durch Reibung in Wärme umgewandelt. Dazu wird das Seil mehrfach an Radien umgelenkt, die möglichst groß sein sollen, um das Seil zu schonen. Gängigstes verwendetes Abseilgerät ist der Petzl-Abseiler beziehungsweise baugleiche Geräte als Simple (Abbildung 150) oder Stop (Abbildung 153).

Nach zwei, drei Befahrungen ist die zuerst etwas abenteuerlich anmutende Seilführung zwischen den Rollen geläufig geworden, und man kann das Abseilen gut dosieren. Das Seil krangelt nicht, der Abseiler ist unverlierbar, und es dauert eine ganze Weile, bis die Rollen soweit abgeschliffen sind, daß sie gewendet beziehungsweise gewechselt werden müssen.

Das bekannteste Abseilgerät ist die Abseilacht, ebenfalls in Abbildung 150. Beim Klettern wegen einfacher Handhabung beliebt, ist sie für die Befahrung im Altbergbau ungeeignet: zum Ein- und Ausbau ins Seil muß sie aus dem Gurt gelöst werden und kann dabei leicht nach unten verschwinden. Noch schlimmer sind die beim Abseilen im Seil entstehenden Krangel - wenn das Seil unten fixiert ist (Umsteigstelle!) kann das zu großen Schwierigkeiten führen. Die Umlenkradien an der Acht sind sehr klein, was nicht zur Seilschonung beiträgt. Wer trotzdem, weil er vom Klettern eine übrig hat, mit der Acht im Altbergbau abseilt, sollte immer mal nach dem Abrieb schauen - bei weichen Legierungen kann schon nach 100 m Abseilstrecke die Acht vom Seil und Schlamm halb durchgeschliffen sein.

Anderswo verbreiteter ist der Rack, das dritte Gerät in Abbildung 150. Er hat den Vorteil, daß man bei langen Abseilstrecken (größer 70 m, kommt in Sachsen kaum vor) ohne Zwischenbefestigung das im oberen Teil zusätzlich bremsende Seilgewicht durch Verringerung der Steganzahl kompensieren kann - je weiter man nach unten kommt, desto mehr Stege muß man einlegen, damit die Bremswirkung noch ausreicht. Vorteilhaft ist ebenfalls, daß er problemlos auch am Doppelseil eingesetzt werden kann (zum Beispiel beim Abseilen nach einer Erkundung nach oben, wenn das Seil wieder abgezogen werden soll). Ansonsten ist er unbequemer zu handhaben als der Petzl-Abseiler - persönlicher Eindruck des Autors. Ein Risiko beim Einsatz des Rack: Man kann die Stege verkehrt herum einbauen, dann werden sie beim Abseilen aufgedrückt und es geht ungebremst vom Seil nach unten - dazu gehört aber schon eine gehörige Portion Dösigkeit.

Wenn aus irgendeinem Grund keine andere Möglichkeit besteht, kann man auch mit einem HMS (Halbmastwurf-Sicherungsknoten) abseilen, gezeigt wird der Knoten in Abbildung 151. Diese Variante hat alle Nachteile des Abseilens mit der Acht, nur in noch stärkerem Ausmaß. So man hat, sollte man einen speziellen HMS-Karabiner mit weitem oberen Radius verwenden (Abbildung 133), bei einem schmalen Karabiner muß man das Seil bisweilen meterweise durch den Knoten „durchstecken“.

Alle Abseilgeräte können einfach „festgelegt“ werden, wenn man im Schacht beim Hantieren die Hände frei haben will. Bevor man das Bremsseilende losläßt, muß es so gesichert werden, daß die Blockade des Abseilers nicht von alleine aufgehen kann, auch wenn das Bremsseil mal nach oben gezogen wird. Für den Petzl Simple ist ein möglicher Festlegeknoten oder Blockierknoten in Abbildung 152 gezeigt, auch bei den anderen Abseilern kann man ähnliche Belegknoten realisieren.

Das Blockieren des Abseiler mit einer Hand (Abbildung 152 a) ist Geschmackssache und wird beispielsweise vom Autor weggelassen. Will man im Schacht nur kurz anhalten, um sich zum Beispiel etwas näher anzusehen, und will dabei nicht ständig Zug auf der Bremshand haben, kann man bei der Stufe c) in Abbildung 152 stehenbleiben, die Bremshand muß aber am Seil bleiben! Sonst kann das Seil ungewollt herausspringen und man selber den Schacht hinunter. Beim Stop sind die Stufen Abbildung 152 a) bis c) überflüssig, man läßt einfach den Blockierhebel los und steht. Für längeres Hantieren empfiehlt sich der gleiche Blockierknoten wie für den Simple (Abbildung 152 d) bis f)).

Beim Abseilen mit schweren Lasten oder an schnellen (dünnen) Seilen kann man eine Verstärkung der Bremskraft mit zusätzlichen Seilumlenkungen, zum Beispiel einer weiteren Umschlingung des Führungskarabiners, oder zur Not auch mit einem HMS im Führungskarabiner erreichen. Schwere Lasten hängt man direkt in das Zentralglied ein, dann hat man keinen Zug auf den Gurt, sondern die Kraft wirkt direkt auf den Abseiler.