Arbeit mit Schlägel und Eisen
Schlägel und Eisen (bergmännischer Sprachgebrauch für Hammer und angestielten Meißel) kommen dort zum Einsatz, wo große Steine zerlegt werden müssen oder Mauern im Weg sind. Bei der Auswahl dieses Gezähes beachtet man das richtige Gewichtsverhältnis der Werkzeuge zueinander, der Hammer muß immer deutlich schwerer als der Meißel sein, da er sonst nur darauf herumspringt! Es ist besser, weil nicht so ermüdend, einen kurzstieligen schweren Hammer statt einem leichten langstieligen zu verwenden. Bei den Meißeln (spitz, Flachmeißel nützen nur selten etwas) verwendet man qualitativ hochwertiges, zähes Material, welches an der Meißelspitze sorgfältig gehärtet, am anderen Ende aber weich ist, damit der Hammer nicht prellt. Gute Erfahrungen gibt es mit Meißeln, die zum Spalten von harten Gesteinen von Steinmetzen eingesetzt werden (sogenannte Graniteisen), da hier guter Stahl und optimale Gestaltung der Meißelspitze vereint sind. Ist ein Meißel stumpf geschlagen, schafft man ihn zum Schmied, der die Spitze wieder auszieht und (hoffentlich ordentlich) härtet. Anschleifen geht nur wenige Male, nämlich solange, bis man aus dem gehärteten Bereich der Spitze hinaus ist. Will man einen Stein zerlegen, haut man nicht drauflos, als säße der liebste Feind darin, sondern sieht zunächst einmal nach Schwachstellen wie Klüften, Schieferungsflächen oder drusigen Gangtrümern und setzt den Meißel dort an. Hilft ein Meißel nicht, schlägt man diesen im Stein fest und setzt einen zweiten (oder mehrere) daneben. Durch gleichmäßiges Einschlagen, wozu man, wenn die Meißel „gezogen” haben, einen großen Bello nehmen kann, wird der Stein zerlegt. Zum Zertreiben großer Deckel muß man in einer Reihe vorbohren, die Meißel oder Spaltkeile in den Löchern ansetzen und immer im Wechsel weiter einschlagen.
Diese Methode nützt auch auf harten Mauerfugen etwas, oft geht damit eine ganze Reihe Steine ab. Mauern, egal ob Ziegel oder Beton, sind bei etwas sicht- und akustischer Deckung immer zu überwinden. Um unnötigen Aufwand zu vermeiden, geht man folgendermaßen vor: Zunächst sieht man sich nach einem guten Ansatzpunkt um. Da sich Beton und Mörtel beim Aushärten etwas dehnen, steht eine allseits ans Anstehende angeschlossene Mauer unter innerer Druckspannung. Die Werkstoffe sind sehr druckfest und lassen sich nur durch Zugspannungen zerstören, wie sie zum Beispiel seitlich der Meißelspitze entstehen. Die inneren Druckspannungen wirken dieser Zugspannung entgegen, man muß also zusätzlich zur Zugfestigkeit des Betons noch die innere Druckspannung überwinden, bevor sich das Material zerstören läßt.
Viel einfacher geht es, wenn an einer Stelle keine Druckspannung entgegenwirkt - das ist bei Löchern in der Mauer (Lutten- oder Rohrdurchführungen, unsaubere Anschlüsse an den Stoß) der Fall. Man setzt daher vorzugsweise an solchen Stellen an. Fehlt eine solche Stelle von Natur aus, muß man sich diesen sogenannten Einbruch selber aus dem Ganzen spitzen oder bohren. Dann setzt man ihn natürlich so, daß man zum einen bequem arbeiten kann, läßt aber auch die spätere bequeme Passierbarkeit des Durchstiegs nicht außer acht. Gebohrt wird, wenn keine Maschine eingesetzt werden kann, nach der klassischen Methode: der Flachmeißel wird nach jedem Schlag etwas gedreht, so daß ein rundes Loch entsteht.
Ist der Einbruch erst einmal geschafft, kann man ihn relativ bequem seitlich erweitern. Bei stärkeren Mauern wird man zunächst ein trichterförmiges Loch erhalten, der Trichterwinkel entspricht dem Druckausbreitungswinkel im Mauerungsmaterial - rund 60° bei Beton. Daran kann man zunächst nicht viel ändern, wenn erst die Mauerung durchlocht ist, kann man das Loch mit wenig Aufwand ordentlich erweitern. Für eine 24er Klinkerwand mit Zementmörtel muß man bei ordentlichem Werkzeug etwa 3 Stunden rechnen. Stahlbeton ist auch kein unüberwindliches Hindernis, man muß die Bewehreisen nur ordentlich freispitzen und kann sie dann zersägen, per Hand oder eleganter mit dem Schweißzeug.