Ausbau mit Holz
Am schnellsten ist ein Mundloch mit Holz ausgebaut. Dieser Ausbau hat allerdings den Nachteil, daß er nicht ewig hält und immer mal erneuert werden muß. Aus bergbauhistorischer Sicht ist er bei fachlich richtiger Ausführung, wenn nicht Reste anderen Ausbaus wie beispielsweise Gewölbe beim Aufwältigen vorgefunden wurden, stets unbedenklich.
Was heißt nun „fachlich richtige Ausführung”? Zuerst einmal, daß man die Möglichkeit hat, dieses unbehelligt tun zu können, die „Befahrerzugänge” sind weiter unten beschrieben! Die verschiedenen Arten des Holzausbaus werden im Folgenden beschrieben, voranstellen wollen wir noch einige prinzipielle Bemerkungen. Im Gegensatz zum gewöhnlichen Zimmermannshandwerk werden im Bergbau kaum gezapfte Verbindungen verwendet, da das Holz durch diese Verbindungsart zu stark geschwächt wird (Ausnahme: Kastenrahmenausbau in Abbauen). Es werden grundsätzlich solche Verbindungsarten angestrebt, wo der volle Holzquerschnitt trägt.
Zum Ausbau wird trockenes, gerade gewachsenes, roh geschältes Nadelrundholz ohne erkennbaren Pilzbefall verwendet. Nadelholz verwendet man wegen des niedrigen Preises, seiner Fähigkeit, bei Überlastung vor dem Bruch lautstark zu splittern und aufzureißen ohne gleich voll durchzubrechen und dem durch seinen Harzgehalt natürlich vorhandenen Holzschutz. Gerader Wuchs ist wichtig für die Tragfähigkeit, krummes oder drehwüchsiges Holz bricht eher als gerades. Die Rinde muß ab, da man ausbauen und nicht Pilze und Käfer züchten will.
Das Holz wird lufttrocken eingebaut, da sich der kraftschlüssig an das Gebirge angebaute Ausbau beim in der Grube unvermeidlichen Vollsaugen mit Wasser durch die damit verbundene Ausdehnung des Holzes richtig verspannt und festsitzt. außerdem wird Holz, welches trocken nach unter Tage gebracht wurde, wesentlich langsamer von Fäulnis befallen und hält länger. Wenn man die Möglichkeit hat, das Holz mit pilz- und fäulnishemmenden Mitteln imprägnieren zu lassen, spart das eine Menge Arbeit bei der Instandhaltung, es sollte aber nicht so ausarten wie in einer sächsischen Grube, die durch ihren lieblichen Duft nach Karbolineum auch im Dunkeln ohne Geleucht zu finden ist!
Kantholz wird zum Ausbau nicht oft verwendet, da es teurer, weniger tragfähig und nicht so beständig gegen Fäulnis wie Rundholz ist. Die mangelhafte Tragfähigkeit bei gleichem im Kantholz liegenden Rundholzdurchmesser kommt daher, daß das gesägte Kantholz zu viele angeschnittene Holzfasern aufweist, die sich nicht mehr im natürlichen Faserstrangverband befinden. Vor allem unter dynamischer Last (Gebirgssetzung, Steinschlag) erfolgt viel eher ein Aufreißen des Verbundes als bei gewachsenem Rundholz. Die angeschnittenen Faserstränge bilden zudem eine großflächige Eintrittspforte für Pilze und Fäulnisbakterien, da diese sich am liebsten am Ende eines Faserbündels ins Holz begeben und entlang der früheren Wasserleitungsbahnen des Baumes wachsen.
Aus denselben Gründen bemüht man sich, Verjüngungen des Langholzes, Verblattungen und Scharen (siehe unten) des Ausbaus mit dem Kaukamm (Zimmermannsbeil) und nicht mit der Säge herzustellen, da beim Aushacken und Abspalten der Verbindungselemente nicht so viele Fasern angeschnitten werden wie beim Sägen. Der Umgang mit dem Kaukamm erfordert einige Übung, da es zum Beispiel ziemlich schwer ist, aus dem widerstandfähigen Hirnholz eines Stammes die Schar für einen polnischen Türstock so herauszubringen, daß die Kappe gut aufliegt. Das Werkzeug muß dazu so scharf sein, daß man damit hobeln könnte, also Schleifstein mitnehmen und öfter abziehen (wie bei einer Sense). Wem das Ganze als übertriebener verstaubter Unsinn aus den finsteren Zeiten ohne Kettensäge erscheint, der sollte mal dort einfahren, wo seit über einhundert Jahren aus gerissenem Holz hergestellte dünne Viertel- oder Halbhölzer Massen im Abbau halten während daneben gesägte Bohlen und „grün eingebaute” Türstöcke des jüngeren Bergbaus nur noch Schlamm sind.
Wer häufig ausbaut, kann sich neben Säge und Kaukamm noch ein Stichmaß (Abbildung 86)anschaffen oder selberbauen. Dieses Gerät ist bei Tischlern und Fensterbauern in Gebrauch, die damit genau das lichte Maß einer Öffnung bestimmen. Ist das Stichmaß feststellbar, kann die gemessene Länge direkt auf das zuzuschneidende Holz übertragen werden. Das vermeidet Fehler und ist besonders hilfreich bei straff einzuschlagenden Stempeln, die genau passen müssen.