Orientierung unter Tage

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Ist man im Bergwerk angekommen, gilt der Augenmerk zunächst der Orientierung. Weniger bezüglich des Findens des Befahrungsziels, sondern hinsichtlich des Zurückfindens und der Möglichkeit, daß ein eventueller Rettungstrupp die Befahrungsroute verfolgen kann. Mit ein wenig Vorsicht wird man sich im Bergwerk kaum verlaufen können, da es ja – im Gegensatz zu Höhlen – in einer gewissen Regelmäßigkeit angelegt wurde, die man beim Nachvollziehen der Abbaumethode und der geologischen Gegebenheiten rasch erkennt und nutzen kann.

Welche Möglichkeiten der Orientierung sind im Bergbau generell vorhanden?
Zunächst einmal wird man sich den genommenen Weg einprägen. Um den Rückweg an Kreuzungen wiederzuerkennen, dreht man sich an solchen Stellen einmal um und sieht sich das Bild an, welches die richtige Strecke auf dem Rückweg bieten wird. Handelt es sich um ausgedehnte, regelmäßig aufgefahrene Grubenanlagen, versucht man nach einem Schema vorzugehen – etwa zunächst jeweils der Hauptstrecke zu folgen, und auf dem Rückweg systematisch erst die links, dann die rechts gehenden Seitenstrecken zu verfolgen. Ein solches systematisches Vorgehen kann man sich zudem erleichtern, wenn man an den schon untersuchten Strecken Markierungen anbringt – nicht wie Vandalen mit Farbspray oder Kreide, sondern zum Beispiel in Form von Steinmännchen, Steinen auf den Schienen (auf Schienen liegen normalerweise keine Steine!) oder Pfeilen aus Holz oder Steinen. Hilfreich hinsichtlich einer Rettung kann man in ausgedehnten Revieren den genommenen Weg mit hingelegten Plastikpfeilen oder dergleichen markieren, die man zweckmäßig vorher mit dem aktuellen Datum versieht. In abgewandelter Weise genauso wirksam, kann man am Beginn der jeweils genommenen Strecke ein auffälliges Ausrüstungsteil liegen lassen.

Sehr nützlich ist es, wenn man den zurückgelegten Weg anhand einer Rißkopie oder topologischen Skizze, so das Revier bekannt ist, verfolgt. Man kann darin gleich augenfällige Besonderheiten eintragen und hat so schon die halbe Dokumentation erledigt. In gleicher Weise kann man von einer unbekannten Grube gleich eine kleine Skizze anfertigen.

Weitere Orientierungsmöglichkeiten bieten sich in der Grube anhand der Wasserfließrichtung. Ein Stollnmundloch wird man immer in Fließrichtung (oder in Richtung steigenden Wasserstandes) finden, markante Zuflüsse, kleine Wasserfälle und so weiter sind gute Orientierungspunkte. In einmal passierten Wasserstrecken ist das Wasser durch den aufgewirbelten Schlamm trübe, sonst ist es in der Regel klar. Trügerischer ist der Wetterzug, welcher zwar aus physikalisch klaren Auftriebsgesetzen resultiert, aber in der Grube oft sehr seltsame Wege geht. An markanten Gängen kann man sich orientieren oder an Vortriebsrichtungen.

Auch Einbauten und auffällige Gegenstände bieten eine gute Orientierungshilfe. Schienen beispielsweise führen in der Regel zu einem Schacht oder Mundloch, aus der Lage der Weichen kann man die richtige Richtung ablesen. In gleicher Weise sind Lutten, Wasser- und Druckluftleitungen hilfreich. Ganz einfach hat man es beim Vorhandensein von Wegweisern, Gangbezeichnungen oder wenn man sich anhand der Streckennummern auf Polygonpunkttafeln zurechtfinden kann.

Eindeutig und auch für die Aufnahmen sehr hilfreich ist ein Kompaß. Es muß nicht gerade der gute, empfindliche Geologenkompaß für die Vermessung sein – ein Billigmodell reicht aus, um sich grob zurechtzufinden und paßt problemlos in die Fototonne.

Erkannte Gefahrenstellen versieht man für spätere Befahrer mit eindeutiger Kennzeichnung – schräg gekreuzten Hölzern in der Strecke wie in Abbildung 123.