Sekundärbildungen
Sehr interessant ist das Gebiet der sekundären Mineralbildungen, also der Minerale, die durch chemische Umwandlungen der ehemals vorhandenen (primären) Mineralisation entstanden. (Die Verwendung der Begriffe „primär“ und „sekundär“ ist nicht immer eindeutig und durchaus umstritten. Auch „primär“ erscheinende Mineralisationen können durch Mobilisierung und Umlagerung älterer Vererzungen entstanden sein. Das ist zum Beispiel bei einem Teil der Uranvererzungen im Erzgebirge der Fall. In diesem Abschnitt sind die Umwandlungen damit gemeint, die sich als unmittelbare Folge des Bergbaus ergeben.)
Nadelfeine, bezaubernde Gipskristalle, die sich an den Streckenstößen bilden, gehören in diese Gruppe wie auch andere Mineralumbildungen, die zum Beispiel unter Einfluß des Luftsauerstoffs aus der primären Mineralisation entstehen. Für den Bergbau insgesamt bedeutsam war die Anreicherung von hohen Erzkonzentrationen in der Oxidations- und Zementationszone durch Auslaugung und Wiederablagerung von Komponenten der ehemals darüber befindlichen Gangbereiche und des Nebengebirges (die Oxidationszone ist der durch Verwitterung angegriffene oberflächennahe Gesteinskörper, die Zementationszone der Übergangsbereich zum unverwitterten Gestein).
Mit einer weiteren Spielart kommt der Befahrer oft in Kontakt: Versinterungen. Wie in Tropfsteinhöhlen wird der im Gang oder auch in Mörtel und Beton enthaltene Kalk gelöst, fällt als Calcit oder Aragonit wieder aus und bildet strahlend weiße „Tropfsteine“ und alle anderen Sinterformen oder dem Einfluß der Schwerkraft entzogen scheinende Excentriques, die aussehen wie Kartoffelkeime. In Gewässern, die in Bewegung sind, werden die Mineralausscheidungen ständig umgewälzt, es entstehen „Höhlenperlen“. Neben dem Calciumcarbonat können auch andere Minerale Sinterformen bilden, welche zum Teil sehr viel schneller wachsen als gewöhnliche Tropfsteine. Es handelt sich dabei neben den erwähnten Carbonaten meist um Eisen- oder Mangan-Oxide beziehungsweise -Hydroxide. Häufig anzutreffen sind auch Kupfer- und Zink-Hydroxide, -Carbonate oder –Sulfate sowie Eisen-Sulfate, -Sulfat- Arsenate oder -Arsenate. Ebenfalls oft zu beobachten sind weiße bis graue Sinterbildungen aus Allophan (ein Aluminiumsilikat). Die kupferhaltigen Allophan-Varietät ist hell- bis intensiv blau gefärbt. Andere Sinterbildungen sind seltener.
Neben den Versinterungen gibt es Ausblühungen und mehr oder weniger gut kristalline Neubildungen an den Stößen, in kleinen Hohlräumen oder auf Klüften. Hier kann eine breite Palette an Mineralien auftreten. Die Neubildungen liegen oft in einem Zustand vor, der als Gel bezeichnet wird. Dieses Material ist nicht-kristallin (amorph) und enthält sehr viel Wasser. Außerhalb der Grubenatmosphäre verliert derartiges Material leicht einen Teil des Wassers, bekommt Risse oder zerfällt völlig. Es lohnt sich meist nicht, solche Bildungen mit nach draußen zu schleppen.
Die Farbe der Sinter und Neubildungen erlaubt in gewissem Maße Rückschlüsse auf den Chemismus, ist aber kein eindeutiges Kriterium. Braune Sinter enthalten meist Eisen (Goethit, Schwertmannit), aber auch Arsen (Pitticit). Gelbe Farben lassen sich auch auf Eisen (Minerale der Jarosit-Gruppe), aber auch auf Uran zurückführen. Kupferhaltige Sinter sind meist blau oder grün gefärbt. Bei weißen bis grauweißen Sintern handelt es sich meist um Calciumcarbonat (Calcit oder Aragoni), aber auch um Aluminiumsilikate, Eisensulfatarsenate oder Zinkverbindungen. Manganoxide und –hydroxide sind schwarz oder bräunlichschwarz.
Sekundärminerale können auch Versatzmassen zusammenkitten, die selbst dann noch sicher stehen, wenn der einstige Ausbau längst verfault ist. Meist handelt es sich dabei um Gips und Minerale der Jarosit-Gruppe.
Verschiedene Sinterformen zeigt Abbildung 2, Beispiel für Sinterbildungen in Gruben Abbildung 3, Abbildung 4 und Abbildung 5.
Die Abbildung 5 stammt übrigens aus dem Kalkwerk Braunsdorf bei Dresden. Dieses Objekt war ein schönes, wenn auch kleines Trainingsobjekt für Befahrungen. Nach einem kurzen Einstiegsschacht landete man auf einem See und konnte mit Schlauchboot oder Neopreneanzug die noch zugänglichen Baue bis kurz unter die Rasensohle befahren und die abgesoffenen Baue erahnen. Natürlich alles illegal. Nach der Wende wurde das Objekt, welches bis dahin ein ungestörtes Biotop darstellte, zur Erdstoffdeponie umgewandelt. Der Baumbewuchs, viele schöne große Buchen, wurde gefällt und – mit eingegraben, kein Gedanke an eine Nutzung des Holzes. Nach und nach wurde der vorhandene Tagebruch aufgefüllt und zur Verwunderung der Leute, die um die Baue darunter wußten, das Gelände noch meterweise mit Erde überschichtet. Es kam dann, wie es kommen mußte – es gab den größten Erdfall in Sachsen seit der Altenberger Pinge (Gemäß Zeitungsberichten war der Frost am Einsturz schuld.). Reinem Glück ist es zu verdanken, daß keiner der Beschäftigten mit im Loch verschwand. Welche Fahrlässigkeit dazu führte, die rißlich sowie bei den Einheimischen und unter Befahrern bekannten Grubenbaue derart zu überbauen, ist nicht überliefert. Hätte man zur damaligen Zeit die Altbergbauforschung in Sachsen legal betreiben können, dann wäre durch die Kontaktaufnahme mit den offiziellen Stellen, die heute ja in solchen Fällen üblich ist, dies so nicht passiert.