Wege zu mehr Sicherheit

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Es gibt bei jeder Tätigkeit unter Tage Voraussetzungen für ein unfallfreies Arbeiten, die unmöglich alle aufgezählt und auswendig gelernt werden können. In den einzelnen Kapiteln haben wir zahlreiche konkrete Hinweise eingestreut. An dieser Stelle haben wir die Grundlagen zusammengestellt, die man sich beim Arbeiten unter Tage vergegenwärtigen soll und aus denen sich der Rest – von selbst ergibt.

  • Die Hauptunfallursache ist der Befahrer selbst! Durch sauberes Arbeiten, Gründlichkeit und Nachdenken vor dem Handeln lassen sich Unfälle vermeiden. Dösigkeit, Leichtfertigkeit, Imponiergehabe, Leistungstests haben unter Tage nichts zu suchen.
  • Für sich selbst ist jeder allein verantwortlich! Nicht alles, was mein Vordermann macht, muß ich bedenkenlos nachmachen. Wer die Traute nicht hat, nein zu sagen, wenn ihm eine Seilaufhängung nicht paßt oder eine Bühne zu wacklig ist, dem ist nicht zu helfen. Das gilt unabhängig davon, daß der Vorausgehende vielleicht erfahrener oder älter ist, ein Bonbon am Kragen trägt oder amtlich zum Besserwisser gestempelt ist. Am Ende ist der Vordermann sogar froh über einen Hinweis, weil er selber eine Gefahr gar nicht erkannt hat.
  • Für die anderen ist jeder mitverantwortlich! Betriebsblindheit und Gruppenzwang zu überwinden ist sehr schwierig, aber immens wichtig. Was schon immer gut ging, muß bei Dir nicht mehr gut gehen. Nach zwei Monaten Befahrungspause erschrickt man sehr häufig vor Stellen, die man vorher gedankenlos passierte.
  • Absolut selbstverständlich wird die Grenze für die gesamte Befahrungsgruppe durch den Schwächsten bestimmt werden - und dieser muß sich dessen bewußt sein!
  • Eine Gruppe bleibt zusammen, indem jeder mit seinem Nachfolger Sichtkontakt hält. In nicht absolut übersichtlichen Situationen wird daher eine feste Reihenfolge eingehalten - nicht bürokratisch auf einem Formblatt, sondern unkompliziert in der Praxis. Diese Reihenfolge wird nur geändert, wenn das vorher mit allen abgesprochen war.
  • Die Befahrung endet mit der Ausfahrt – jedes Hindernis auf dem Hinweg ist auch auf dem Rückweg zu überwinden und zählt daher doppelt! Deswegen ist es unklug, schon den Hinweg gegen irgendwelche unvorhergesehene Schwierigkeiten erzwingen zu wollen und die Reserven anzugreifen. Die Notrationen sind für den Rückweg bestimmt!
  • Eine einmal eingetretene heikle Situation erfordert von allen Beteiligten vor allem Ruhe und überlegtes Handeln. Nichts ist schlimmer als unbedachte Hilfeversuche, die zum Schluß zu größeren Gefahren führen als die Ausgangslage. Oft zählt die Schnelligkeit der Hilfe gar nicht so sehr. Erst mal nachdenken, wie unter den Gegebenheiten die Befreiung aus der brenzligen Lage sicher möglich ist, im Zweifel lieber weiteres Material und/ oder Hilfe holen!
  • Es gibt ein Patentrezept zur Vermeidung von Unfällen - ständiges Training, Erfahrungsaustausch und Mitarbeit in einem Verein! Die günstigsten Erfahrungen sind die, die andere schon gemacht haben. Als Anfänger beginnt man – wie überall – mit leichten, technisch unkomplizierten Touren und erschließt sich nach und nach, möglichst in Zusammenarbeit mit Erfahreneren, schwierigere Arbeitsgebiete.

Noch ein kleiner moralischer Stinkefinger aus der Geschichtenkiste, um zu zeigen, wie das Vorstehende gemeint ist: Ein sowieso etwas als pedantisch verrufener Befahrer kehrte unmittelbar vorm Mundloch wegen leichter Übelkeit doch noch um, entsprechend belästert von den Mitbefahrern. Am nächsten Tag bekam er dann den Blinddarm rausgenommen – eine unter Tage mit dem Geologenhammer als Skalpell gar nicht so leichte Operation!