Erkundungsausbau: Schürfe und Schurfschächte
Stollenmundlöcher hat man entweder durch einen Schürfgraben oder einen am Hangansatz angelegten Schurfschacht aufgesucht und geöffnet, wenn das Mundloch zugeschüttet war. Einen Schürfgraben baut man aus, wenn die Seitenwände auf Grund ihrer Höhe nicht mehr standsicher sind; ab welcher Höhe das geschehen soll, ist je nach Art der Auffüllung und Feuchtigkeitsverhältnissen unterschiedlich. Als Faustregel kann gelten, daß man ab 2,0 m bis 2,5 m Tiefe auch in scheinbar gut stehender bindiger Masse ausbaut, da diese beim Austrocknen oder Ausfrieren zum Nachfallen neigt. Welches Material man hierzu verwendet, hängt davon ab, wie lange der Schurf offen bleiben muß und ob der Ausbau des Schurfes gleich als Ausbau des Zugangs dienen soll.
Mit Holz läßt sich am einfachsten und schnellsten ausbauen - es hält aber im Erdreich nur etwa 3 bis 5 Jahre. Der Ausbau beispielsweise mit Holzrahmen und Brettern hat den Vorteil, daß das Ausbaumaterial zum Teil vor Ort wächst. Als tragende Elemente kommen vor allem Rundhölzer (Nadelholz, trocken!) von 10 bis 20 cm Durchmesser zum Einsatz, Kantholz verwendet man nur dort, wo man sich sicher ist, daß man keine Getriebezimmerung anfangen muß. Der Verzug gegen das Erdreich kann mit Holz (Bretter, dicke Sperrholztafeln), (Well-) Blech oder Schaltafeln erfolgen. Spanplatten und geleimte Holzplatten sollten nur dort eingesetzt werden, wo es relativ trocken ist, da sie sich bei Nässe wellen, der Leim aufweicht und sie dann nicht halten.
Stahlausbau ist für bleibende Zugänge bestens geeignet, allerdings auch arbeitsaufwendiger. Sehr gut hat sich hier bei geringen Schurfquerschnitten (bis 2m²) Gerüstrohr (wenn vorhanden: verzinkt) in Verbindung mit Blechverzug bewährt, auch weil es sich an den Rohren gut klettern läßt und man meist die Fahrt weglassen kann. Tiefer als etwa 10 m in Auffüllung sollte man aber mit Gerüstrohr nicht bauen, da sonst die Stabilität gegen den äußeren Erddruck nicht gegeben ist. Desgleichen ist diese Art Ausbau ungeeignet, wenn größere Ablöser darauf drücken können. Mögliche stabile Alternativen sind Träger (I und U), die über Winkellaschen vor Ort zum Ausbau zusammengeschraubt werden. Als Verzug dienen Rohre (>3/4”), starkes Blech, Wellblech, Feldbahnschienen oder dicke Schaltafeln aus Kunstharzlaminat. Steckt man Holz dahinter, hat man alle paar Jahre das Vergnügen, verfaultes auszuwechseln. Die Elemente des Stahlausbaus müssen über Tage vorgefertigt werden (wehe, es hat jemand nicht genau gemessen!) und ihr Transport erzeugt einen Buckel und fördert die Verwilderung der kultivierten Sprache.
Schnell und dauerhaft ist ein Schürfgraben mit Schraubspreizen und Schaltafeln, Holz oder Blech (ab 2 mm) ausgebaut. Die Technik kann man sich auf jeder Baustelle für eine Abwasserleitung ansehen. Original Schraubspreizen für Bauanwendungen sind sehr robust aber auch teuer, günstiger fährt man mit Schraubspreizen aus einem Gerüstfuß für Baugerüste und einem Stück Gerüstrohr. Schraubspreizen sind auch für andere Anwendungen unter Tage universell einsetzbar. Länger als 2msollten selbstgebaute Spreizen aus Gerüstrohr aus Gründen der Knicksicherheit nicht sein, hier benutzt man besser die stärkeren und haltbareren Bau-Schalungsspreizen.
Wird der vor einem Hang angesetzte Schürfgraben sehr tief, kann man natürlich aus ihm heraus vom „Tagebau” zum „Tiefbau” übergehen und sich mittels Getriebezimmerung durch die Auffüllung zum Mundloch vorarbeiten, was den Vorteil hat, daß das Mundloch gleich anständig ausgebaut ist. Die ordentliche, fachgerechte Ausführung dieser Zimmerung zeigt Abbildung Auführung der Getriebezimmerung, es ist ratsam, sich die Technik von erfahrenen „Holzwürmern” zeigen zu lassen oder wenigstens eine solche Zimmerung irgendwo zu besichtigen. Macht man nämlich was verkehrt oder ist zu faul, die Hilfstürstöcke richtig zu setzen, wird die Strecke bald immer enger...! Eine mehr befahrergerechte Abwandlung der Technik (Bergamt bitte mal wegsehen!) besteht darin, das Profil auf arbeitssparende, statisch günstigere Kriechhöhe zu verengen und die Getriebearbeit mit Gerüst- und Wasserrohr, Holzpfählen, Eisenträgern, Spanplatten, Sperrholz, alten Türen, Blech und ähnlichem brauchbaren Sperrmüll auszuführen. So eine Variante mit Gerüstrohr und Wellblech ist in Böhmen weit verbreitet und hat sich auch für Schächte gut bewährt.
Das Anlegen eines größeren Schürfgrabens mit nachfolgender regelgerechter Getriebezimmerung empfiehlt sich dort, wo ein unter mächtiger Auffüllung verborgenes Mundloch dauerhaft freigelegt werden soll (zum Beispiel Nachnutzung durch Verein, museale Zwecke und so weiter). Will man nur einmal in den Stollen hineinschauen oder hat einen Grund, den Zugang zu verbergen, teuft man einen kleinen Schurfschacht im Knick zwischen flacher Stollenpinge und Hangkante (siehe obere Abbildungen) bis auf den Stollen ab.
Erreicht man mit dem Schurfschacht nicht den Stollen, sondern nur Auffüllung oder Verbruch, so bringt man ihn bis auf die vermeintliche Sohle des Stollens und arbeitet sich von da aus mit Getriebe oder einfacher Zimmerung (Türstöckausbau) in Richtung des Hanges im vermuteten Stollenverlauf vor, bis man den Hohlraum gefunden hat. Es ist eine gute Idee, vor allem wenn man sich der Lage des Mundlochs nicht ganz sicher ist, vom Schurf aus mit einer leichten Peilstange(Baustahl, angespitzt, etwa 1 m) nach dem Hohlraum zu stochern, nicht zuletzt deshalb, weil man beim Öffnen eines Mundlochs oft reichlich Schlamm und Wasser findet. In einem Schurfschacht ist das etwas fatal, denn die Taucherausrüstung gehört eigentlich nicht zum Gezähe eines Befahrers!
Einzelnachweise
[30] Treptow, E.: Grundzüge der Bergbaukunde einschließlich Aufbereitung und Brikettierung. Band 1: Bergbaukunde. 5. Auflage, Leipzig: Otto Klemm Verlag, 1917
